I. Wissen: Die Laufrichtung von Papier

Das Phänomen ist von Vollholzmöbeln bekannt. Wird bei der Verarbeitung die Faserrichtung nicht beachtet, wölben sich fast zwangsläufig Schrankwand oder Tischplatte. Auch wenn man es gern vergisst: Holz oder auch Papier sind Naturprodukte mit spezifischen Eigenschaften.

Was im Schreinerhandwerk gilt, ist auch im anspruchsvollen Druckbetrieb wichtig: Um qualitativ optimale Ergebnisse zu erzielen, ist an der Druckmaschine die Faserlaufrichtung des Rohmaterials Papier zu beachten. So muss beispielsweise bei Faltblättern der Falz immer parallel zur Laufrichtung erfolgen. Ist dies nicht der Fall, brechen die quer zum Falz verlaufenden Papierfasern auf. Besonders auffällig ist dieser störende Faserbruch bei dunklen Bildstellen.

 

Falz gegen die Laufrichtung: die Fasern brechen auf

Große Sorgfalt ist auch bei klebegebundenen Broschüren gefragt. Verläuft die Faserrichtung nicht parallel zum Bund, wellt sich das Papier durch die Feuchtigkeitsaufnahme des Leims - die Seiten lassen sich schlechter blättern. Anschaulich ist das Phänomen auch bei nassverleimten Flaschenetiketten. Ist die Faserlaufrichtung des Papiers nicht quer zur Flaschenachse angeordnet, rollt sich bei Feuchtigkeit das Papier in Fasserrichtung. Dann löst sich das Etikett wieder von der Flasche ab.

Biegeprobe: Parallel zur Laufrichtung lässt sich das Material leichter biegen…

…als dagegen

Beim Papier entsteht die Laufrichtung in der Herstellung. Die Zellstofffasern ordnen sich auf dem Langsieb parallel zur Produktionsrichtung an. So entsteht die sogenannte Laufrichtung. Zur Prüfung der Papierlaufrichtung bieten sich verschiedene Verfahren an. Die Biegetechnik eignet sich bei stärkeren Grammaturen. Entlang der Faserrichtung lässt sich das Papier leichter biegen. Die Nagelprobe empfiehlt sich bei niedrigeren Flächengewichten. Dabei streift man mit dem Fingernagel an den Papierkanten entlang. An der fasergegenläufigen Seite bilden sich kleine Wellen. Gut erkennen lässt sich die Laufrichtung auch bei der sogenannten Reißprobe. Mit der Faserrichtung lässt sich das Papier einfacher reißen als dagegen.

Reißprobe: Mit der Faserrichtung lässt sich das Papier einfacher reißen als dagegen

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