II. Studie: Wahrnehmen, Denken, Handeln im digitalen Zeitalter

Welchen Einfluss haben digitale Technologien auf das menschliche Wahrnehmen, Denken und Handeln? Werden Jugendliche durch Computerspiele wirklich aggressiver? Und gibt es so etwas wie eine „digitale Demenz“? Ein Psychologen-Team der Goethe-Universität Frankfurt ist diesen Fragen nachgegangen.
Auch wenn der Zusammenhang auf den ersten Blick einleuchtend scheint: Den Psychologen der Uni Frankfurt zufolge lässt sich kein kausaler Zusammenhang zwischen gewalthaltigen Computerspielen und aggressivem Verhalten eindeutig nachweisen. Außer Frage stehe indes, dass das Spielen von Computerspielen unser Gehirn prägt. So konnte gezeigt werden, dass regelmäßiges Spielen von „Super Mario 64“ zu einer Volumenvergrößerung von Gehirnregionen führt, die mit räumlicher Koordination assoziiert sind. Das regelmäßige Spielen von Action-Spielen bringe zudem u.U. kleine, aber robuste Verbesserungen von Aufmerksamkeitsleistungen mit sich.
Auch bei der Nutzungsdauer von digitalen Medien durch Jugendliche existiert laut Goethe-Uni keine einfache Proportionalität zwischen Dauer und negativen Folgen. Wesentlich wichtiger ist offenbar, welche Vorerfahrungen die Nutzer haben und in welchen Umständen sie aufwachsen. Durchaus besorgniserregend ist eine Art digitale Kluft: Die Risiken sind gerade bei denjenigen Jugendlichen höher, die auch im analogen Leben verletzlicher sind.
Das Psychologen-Trio beantwortet zudem die Frage, welche Auswirkungen der Gebrauch von Suchmaschinen als „ausgelagertes Gedächtnis“ und künstlicher Intelligenz hat. Immerhin werden viele Prozesse menschlicher Entscheidungsfindung – von alltäglichen Konsumentscheidungen bis hin zu Investitionsentscheidungen am Finanzmarkt und medizinischen Diagnosen –mehr und mehr durch maschinelles Lernen und prädiktive Algorithmen unterstützt. Aber auch hier sind nicht automatisch negative Auswirkungen zu erwarten. Es hängt unter anderem von Art und Umfang der Nutzung ab, die sich individuell unterschiedlich auf das menschliche Denken, Entscheiden und Handeln auswirken.