II. Studie: Krise braucht gesellschafts- und wirtschaftspolitische Zukunftsentwürfe

Mit dem Ausbruch des Coronavirus sind Routinen, Hoffnungen und Ziele in vielen Lebensbereichen hinfällig geworden. Es gilt, „auf Sicht zu fahren“. Neben Impfstoffen und Überbrückungsgeldern sind aber auch Zukunftsentwürfe gefragt, stellt das Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung fest.

Für die sozialwissenschaftliche Forschung sind Zukunftsvorstellungen ein wichtiger Zugang, um den Verlauf von Krisen zu verstehen – das zeigt sich in der aktuellen Coronapandemie genauso wie bei der Finanzkrise von 2007 oder dem Brexit-Votum. Dabei wird deutlich: Zur Überwindung einer Krise braucht es auch gesellschafts- und wirtschaftspolitische Zukunftsentwürfe.
Krisen durchkreuzen nicht nur unmittelbare Pläne, sondern erschüttern auch grundlegende Prinzipien, die die Vorstellung von der Zukunft prägen. Krisen sind somit von doppelter Unsicherheit geprägt: Direkt erfahrbare Turbulenzen werden von dem weiterreichenden Gefühl überlagert, „die Welt nicht mehr zu verstehen“. Die Zukunft lässt sich in Krisenzeiten nicht mehr als stabile Verlängerung der Vergangenheit denken.

Dies sind denkbar ungünstige Ausgangsbedingungen, um den sozioökonomischen Verwerfungen der Pandemie zu begegnen. Wo Fortschritt schon in normalen Zeiten kein gemeinsames Projekt mehr ist und Zukunftsutopien Mangelware sind, fällt es in Krisenzeiten umso schwerer, Vertrauen in die Zukunft zu fassen. Zur Überwindung der gegenwärtigen Krise braucht es daher – mindestens so dringend wie einen Impfstoff – gesellschafts- und wirtschaftspolitische Zukunftsentwürfe, die über bestehende Spaltungen hinweg verfangen und so wieder nachhaltig Zuversicht vermitteln können.

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